Wissenswertes zu Leistungsmessungen auf einem Prüfstand

Mit diesem Thema beschäftigen wir uns nun mehr als 25 Jahre. Eines ist von vorneherein klar: Zu einem Tuning- oder Motoren-Instandsetzungsbetrieb, der sich mit dem Tuning von Motorradmotoren beschäftigt, gehört als Grundausstattung ein Leistungsprüfstand. Wie sonst sollen Leistungssteigernde Maßnahmen entwickelt und Ergebnisse überprüft werden? Leistungs- und Drehmomentangaben sollten gemessene und belegbare Daten sein und keine optimistischen Schätzungen.
Die Ausgangsbasis ist die Motorleistung des Serienmotorrades und hier beginnt im Grund schon die Fehleinschätzung. Zum einen werden die Leistungsangaben der Hersteller oft nicht erreicht, zum anderen messen unterschiedliche Prüfstände auch oft unterschiedliche Leistungen. Und welche Leistung wird den überhaupt angegeben? Die Hinterradleistung, die Kupplungsleistung oder die Kurbelwellenleistung? Viel Raum für Ungewissheiten.


In der Regel werden Rollenprüfstände eingesetzt, diese ermitteln die Hinterradleistung. Über das Ausrollen des Motorrades wird im Anschluss an die Leistungs- und Drehmomentmessung die Schleppleistung ermittelt, die durch die Addition mit der Hinterradleistung dann die Kupplungsleistung ergibt. Die Motorleistung kann nur direkt an der Kurbelwelle gemessen werden, was auch nur auf einem reinen Motorenprüfstand ermittelt werden kann. Dafür wird ein ausgebauter Motor auf dem selbigen adaptiert und gemessen. Ein Verfahren, dass in der Regel nur von Herstelllern angewendet wird. Bei einem BMW-Boxermotor sitzt die Kupplung direkt auf der Kurbelwelle, bei Vierzylindermotoren ist allenfalls noch der Primärantrieb zwischengelagert. Der Verlust ist nicht hoch und wird mit einem Faktor von 2% belegt.
Wir haben hier Messungen von BMW 2-Ventil Boxermotoren im Serienzustand abgebildet. Es ist gar nicht so einfach originale Fahrzeuge in einem Zustand, der sich zu einer Referenzdatenermittlung eignet, zu finden. Im Großen und Ganzen kann man aber sagen: Alle R80 Modelle liegen bei einer Kupplungsleistung von gemessenen ca. 45 PS und alle R100 Modelle bei gemessenen ca. 53 PS. Rechnet man jetzt die 2% bis zur Kurbelwelle noch dazu, liegt BMW nahe bei seinen Werksangaben.


Das trifft allerdings nicht bei den alten Twinshock Modellen zu. Speziell die R90S, R100S, R100T, R100CS, usw., die alle mit Leistungen zwischen 65PS und 72PS angegeben wurden, erreichen nicht mehr als die normalen R100, also auch nur ca. 55 PS an der Kupplung.
In der Regel ist es normal, dass die auf unserem Prüfstand gemessene Leistung geringer ist als die Herstellerangabe. Dieser Umstand trift auch bei den heutigen Fahrzeugen zu und war auch vor fast 30 Jahren, bei dem Kauf unseres ersten Leistungsprüfstandes, nicht anders. Wir verwenden schon immer denselben Hersteller und es mag sein, dass andere Prüfstände höhere Werte zeigen. Für uns ist der reine Zahlenwert nicht entscheident, es geht vielmehr um den Vergleich der Mesunge zueinander. Nur so lässt sich die Wirksamkeit unsere Maßnahmen seriös erkennen und auch belegen.